Viele in der ehemaligen DDR verwendete Begriffe und Slogans sind aus unserem Wortschatz verschwunden. Wer weiß noch, was HGL, LPG oder FDGB waren? Es ist keine zwanzig Jahre her, da konnte man etwas mit den Abkürzungen für die Hausgemeinschaftsleitung, die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft oder den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund anfangen. Man aß Broiler, las FRÖSI, ATZE, FÜR DICH oder das ND, fuhr zum Einkaufen nach Berlin, in die Hauptstadt der DDR, unterzog sich der Schule der sozialistischen Arbeit und schrieb ins Brigadetagebuch. Man wusste, wann der „Tag der Befreiung“ und der „Tag der Republik“ ist, ärgerte sich über den „Schwarzen Kanal“ und war froh, wenn man ein als „Geschenksendung, keine Handelsware“ deklariertes Päckchen, also ein „Westpaket“, bekam. In seinem DDR-Lexikon erläutert der Berliner Historiker Helmut Caspar mehr als 400 Begriffe und Redewendungen aus dem Sprachgebrauch der DDR-Zeit und zeigt anhand einzelner Beispiele deren bissige bis humorvolle Verwendung bzw. Umdeutung durch die DDR-Bürger auf. Die Sammlung steht unter dem 1969 als staatsfeindlich eingestuften Motto „Keine Kohlen im Keller / keine Kartoffeln im Sack / es lebe der 20. Jahrestag“ und zitiert auch einen Spruch, den Partei- und Staatschef Erich Honecker bei der Vierzigjahrfeier der DDR am 7. Oktober 1989 noch im Vollgefühl der Macht von sich gab. Gut einen Monat später war die Mauer weg, und bald darauf war zu unser aller Freude „Deutschland einig Vaterland“.
Helmut Caspar, Jahrgang 1943, lebt in Berlin und berichtet aus eigenem Erleben über den DDR-Wortschatz. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zur brandenburgisch-preußischen und deutschen Geschichte erschienen, so auch „200 Berliner Köpfe“ (ISBN 978-3-86568-367-0)
und „Erinnerungsorte in Berlin“ (ISBN 978-3-86568-368-7).
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