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Die »Wende« von 1989/90 ist seit bald zwanzig Jahren Vergangenheit. Aber ist sie tatsächlich schon so lange vergangen? Wer die damaligen Ereignisse aus welcher Position heraus auch immer aktiv begleitet hat und heute die Schwarzweißfotografien Bernd Blumrichs betrachtet, der wird berührt feststellen, wie präsent sie in Wahrheit noch immer sind. Gewiss, wir sind deutlich älter geworden seither, mancher Protagonist ist gar schon verstorben, und doch scheint alles gerade erst gestern gewesen zu sein: unsere Wut, unsere Angst, unser Aufbruch, unsere Courage, der Aktionismus, die Begeisterung, der Taumel, das beglückende Miteinander, unser Stolz, unsere erste Verwirrung, unser erstes Zögern, die erste Vereinnahmung, die erste Entzweiung. Und schließlich unsere noch tastende Ankunft in einem neuen, auch diesmal nicht einfachen, aber irgendwie doch besseren Alltag als zuvor.

Bernd Blumrich hat auf ganz uneitle Art in dieser spannenden, beschleunigten Zeit die Kamera auf Gesichter, Situationen und Landschaften gerichtet und authentisch wie sonst kaum jemand eingefangen, was den Zauber jener Monate ausgemacht hat. Er war mittendrin – doch weniger bei den medial vielfach aufbereiteten und daher gut erinnerten Ereignissen etwa in Leipzig oder im Zentrum Berlins, sondern an der scheinbaren Peripherie: in Potsdam, in Babelsberg, in Kleinmachnow, an der Grenze zwischen Teltow und Steglitz, wo die Bürger den Soldaten spontan zur Hand gingen, um den Sperrzaun zu beseitigen. Gerade durch diese lokale Beschränkung aber erweisen sich seine Aufnahmen als besonders gültige und manchmal überraschend poetische Dokumente der intensivsten, verrücktesten, folgenreichsten Monate der letzten vier Jahrzehnte deutscher Geschichte.

Aus dem Vorwort von Matthias Platzeck: »Niemanden [...] lassen die Fotos unberührt. Erinnerungen ziehen herauf, Bilder katapultieren uns unver­sehens zurück. Das Fotobuch trägt in die Wende-Zeit zwischen 1989 und 1990. Es erzählt mit den eindrucksvollen Mitteln der Schwarz-Weiß-Fotografie von Verzweiflung und Mut, von Anarchie und Neu­orientierung, von Euphorie und Er­nüchterung. Es bringt das Herzklopfen und die Atemlosigkeit zurück, mit denen damals so viele DDR-Bürger unterwegs waren zu neuen Ufern. Und dabei war noch gar nicht so klar, wo die eigentlich lagen.«


Lukas-Verlag

Juni 2007

188 Seiten, 410 Abb.
21,0 x 26,0 cm
Festeinband mit Schutzumschlag

sofort lieferbar

ISBN 978-3-86732-003-0


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